#3 Ständig unter Strom und doch fehlt die Energie
Die schriftliche Version des Podcast – den Podcast hören kannst du hier.
Ständig unter Strom und doch fehlt die Energie? Dann liegt es am stressigen Alltag unserer heutigen Zeit und unseren noch stressigeren Gewohnheiten, die sogar bis in den Burnout führen können.
Was ist da los?
Wir befinden uns in einer Leistungsgesellschaft. Der Stress wird immer größer, und auch das, was von uns erwartet wird. Wir stehen gefühlt ständig unter Strom, die Energie fehlt. Warum ist das ein immer größeres Problem, bei immer mehr Menschen heutzutage, Simone?
Simone: Ja, die meisten Menschen sind tatsächlich in einem Hamsterrad gefangen, und die einzige Person, die dies ändern kann, sind sie selbst. Das bedeutet, man muss erst erkennen, dass man überhaupt in diesem Hamsterrad unterwegs ist, und manchmal hilft es auch, an das Bild des Duracell Hasens zu denken, der ständig trommelt und durch die Gegend rennt, aber doch nirgendwo hinkommt.
Ich darf mich besinnen, was ist eigentlich wirklich wichtig und was mache ich gerade? Da sind wir schon beim Stichwort „Achtsamkeit“ angekommen. Achtsamkeit ist für mich nicht mehr, als sich bewusst zu werden, was mache ich gerade in diesem Moment und ist das auch sinnvoll?
Das bedeutet auch, wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich spazieren gehe, dann gehe ich spazieren und hänge nicht am Handy. Wenn ich jogge, dann jogge ich und lerne nicht gleichzeitig 1000 andere Dinge auswendig, die ich mir über die Kopfhörer „reinziehe“.
Bewusst im Moment anzukommen, ist der erste Bereich der Achtsamkeit. Ich finde es schade, dass das Wort derzeit so überstrapaziert wird, denn man hört es überall. Aber es ist einfach wichtig, im Moment da zu sein, für sich selbst zu sorgen und zu schauen, wo bin ich gerade mit meinen Gedanken? Bin ich abgelenkt, oder bin ich bei mir?
Eigentlich ist das ja so einfach!
Simone: Es bedeutet nur innezuhalten und zu fragen, was mache ich hier gerade. Die Ablenkung ist dabei das Hauptproblem, um auf deine Frage zurückzukommen, was ist eigentlich das Thema? Wir sind permanent voll mit Informationen, die eine riesengroße Ablenkung sind. Wir sind ständig damit beschäftigt, diese Informationen zu filtern. Dabei sind die meisten überhaupt nicht wichtig, und das ist eine riesengroße, kognitive Last, die wir in unserem Kopf herumschleppen. Wichtig ist es, den richtigen Punkt zu finden und zu sagen: „Stopp. Ich muss schauen, was wirklich wichtig ist“. Das ist aber nicht immer einfach.
Es kommt so viel von allen Seiten, egal ob aus Social Media oder aus dem echten Leben, dass man mittlerweile denkt, das ist normal, dass man sich in diesem Stress befindet, oder?
Simone: Es wird in gewisser Weise ja sogar gefördert. Zu der Zeit, als ich noch in den Führungsebenen von L’Oréal gearbeitet habe, war es normal, dass man bis 21:00 Uhr im Büro war. Wenn ich am Freitag um 18:00 Uhr „schon“ gegangen bin, dann war die Antwort einfach nur, „Ach hat man einen halben Tag frei“? Das ist verrückt. Es wird sicherlich gerade besser, denn das Stichwort Achtsamkeit rückt immer mehr in das Bewusstsein der Menschen, aber es ist trotzdem noch lange nicht im Alltag angekommen.
Man hat regelrecht ein schlechtes Gewissen, wenn man nur spazieren geht, auf der Couch liegt und fernsieht oder einfach mal etwas für sich selbst tut, oder? Da kommt das schlechte Gewissen hoch, und man fragt sich, aber warum habe ich denn jetzt überhaupt ein schlechtes Gewissen?
Simone: Da kommt einfach dieses „Ich müsste doch jetzt eigentlich noch“, und das ist einfach nur dieses permanente fokussiert sein auf To do Listen. Statt zu sagen auf meiner Liste steht auch, „Nichts tun“. Warum eigentlich nicht, das Nichtstun würde eigentlich auch beinhalten, ich gehe in die Natur und gehe in Ruhe in die Natur. Ich sitze auf dem Sofa und schau die Wand an und nicht in den Fernseher. Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf. Es kann natürlich eine schöne Auszeit sein, eine Wellness Massage oder so etwas, die ich mir gönne. Aber bewusst auszutreten aus diesem „ich muss ständig irgendetwas“.
Also Nichtstun ganz groß auf eine Liste schreiben und dann auch tatsächlich nichts tun.
Simone: Im Prinzip ist es genau das, sich selbst einen Termin machen für das Nichtstun. Zu sagen, ich mache in dieser einen Stunde einfach einmal nichts, und sich dann aber auch wirklich bewusst dafür zu entscheiden. Was bedeutet das jetzt? Dass ich rausgehe, dass ich einfach nur innehalte, vielleicht auch meditiere. Das kann alles sein, je nachdem, was man möchte. Sich Zeit für sich zu nehmen, das ist auch Achtsamkeit. Es beginnt immer damit, sich erst einmal bewusst zu machen, was ich gerade alles tue, und wie sehr ich in dieser Schleife gefangen bin, das Nächste direkt tun zu müssen.
Aber wie ist es mit der beruflichen Schleife, in der man steckt, in diesem Hamsterrad? Wie komme ich denn beruflich da heraus, wenn ich einfach diese Arbeitszeiten habe, die ich selbst nicht ändern kann.
Simone: Auch im Job kann man sich immer wieder eine Achtsamkeitsminute gönnen. Ich bin ein großer Fan von Achtsamkeitsminuten, die kann man leicht in den Alltag einbauen. Eine Achtsamkeitsminute ist nicht mehr, – wie der Name schon sagt – als einmal kurz innezuhalten, die Augen zu schließen, zehnmal tief in den Bauch einzuatmen. Das geht immer, auch im Job.
Das Wichtigste daran ist eigentlich, es an etwas zu koppeln, was ich sowieso tue. Beispielsweise, wenn ich im Job den Weg zur Kaffeemaschine sowieso dreimal am Tag mache, warum dann nicht an den Kaffee direkt die Achtsamkeitsminute anschließen?
Wenn ich unter die Raucher in die Raucherecke oder auf den Balkon gegangen bin, ist das eigentlich schon eine Achtsamkeitsminute. Wir dürfen uns jetzt darüber unterhalten, ob es gesund ist oder nicht, aber man kann von Rauchern diesbezüglich ziemlich viel lernen. Nämlich, dass sie sich die Zeit für eine Auszeit nehmen. Sie atmen auch tief ein, – was sie da einatmen, lassen wir hier dahingestellt -, aber das kann man schon lernen.
Das vier Mal am Tag einfach zu machen, an etwas gekoppelt, was ich sowieso tue, das bringt dich schon in den Moment zurück, auch in einem stressigen Job.
Wie kann man sich denn daran erinnern, dass man jetzt eine Achtsamkeitsminute oder mehrere in den Alltag einbauen sollte?
Simone: Ganz am Anfang macht es durchaus Sinn, sich tatsächlich einen Wecker zu stellen und sich vorzunehmen, ich mache das jetzt 3-mal am Tag, so alle 3 Stunden. Es an eine direkte Gewohnheit zu koppeln, ist besser und dabei macht es natürlich Sinn, eine Gewohnheit zu nehmen, die ich sowieso oft mache.
Bei mir ist es so, immer, wenn ich in die Küche gehe, trinke ich a) ein Glas Wasser, denn es ist eine gesunde Gewohnheit, Wasser zu trinken und b) schließe ich eine Achtsamkeitsminute an. Die kann mir niemand nehmen, und die merkt auch keiner. Kein Mensch fragt danach, wo warst du denn jetzt diese Minute?
Es ist also wirklich sinnvoll, es an Dinge zu koppeln, die du sowieso schon machst. Das darf auch der Toilettengang sein. Ich weiß jetzt nicht, wie schön diese Lokalitäten sind, aber das geht auch. Hauptsache, es ist gekoppelt an etwas, das du im Alltag ohnehin tust.
Wie ist es dann im Freizeitstress, den es ja heutzutage auch immer mehr gibt? Wie schafft man es, durch den Freizeitstress zu kommen, ohne selbst gestresst zu sein?
Simone: Ich glaube, da sind wir auch schon beim Thema Gelassenheit angekommen. Denn Freizeitstress hat ja auch damit zu tun, ob ich manche Dinge überhaupt wirklich machen möchte, oder ob ich sie nur deswegen mache, weil es eben schon immer so war, oder weil ich denke, dass irgendjemand anders das so möchte.
Da gibt es diesen schönen Spruch „Love it, change it or leave it. Es gibt noch einen anderen, auf Deutsch. Man gebe mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.
Ich glaube, egal ob im Beruf oder in der Freizeit, ist es sehr wichtig für uns, zu schauen, was kann ich verändern, und das dann, aber auch wirklich zu verändern. Damit sind wir beim Mut angekommen. Gelassenheit braucht manchmal Mut. Wir haben schon in der letzten Folge gehört, das hat auch mit dem Neinsagen zu tun. Gelassenheit bedeutet aber auf der anderen Seite auch, zu akzeptieren, wenn wir manche Sachen nicht ändern können. Denn wir leben nun einmal in einer Welt mit anderen Menschen, mit einem Job und manche Sachen dürfen wir so akzeptieren, wie sie sind.
Kann man Gelassenheit lernen?
Simone: Das ist eine reine Achtsamkeit Praxis, die zur Gelassenheit führt. Also diese 4 Minuten, die ich vorhin erwähnt hatte, die sind wichtig, um sich immer wieder das Bewusstsein in den Moment zu holen und bei sich zu sein.
Eine gesunde Morgenroutine und eine gesunde Abendroutine führen zu Gelassenheit. Wenn ich es dann noch schaffe, immer wieder daran zu denken, innezuhalten und zu sagen mache ich das, was ich gerade mache, eigentlich bewusst? Wie fühle ich mich jetzt gerade? Das sind die ersten Schritte zur Gelassenheit.
Was wäre denn eine richtige Morgen- und Abendroutine?
Simone: Wenn wir gerade von Achtsamkeit und Gelassenheit sprechen, ist es sicherlich das Erste für Beginner eine Achtsamkeitsminute einzulegen. Wenn jemand schon ein bisschen Erfahrung mit Meditation hat, ist natürlich eine Meditation immer eine sehr, sehr gute Achtsamkeitspraxis und damit in den Tag zu starten, ist super.
Wenn wir Geist und Seele quasi begrüßen in einer Achtsamkeitsminute wäre es nicht schlecht, den Körper noch dazu zu holen. Das heißt, – und das ist jetzt besonders großartig für Menschen, die Sport lieben – einfach mal 10 Kniebeugen und sagen, „Guten Morgen lieber Körper, schön, dass du auch wach bist“. Wer keine Kniebeugen machen möchte, der kann ein paar Dehnungen oder eine Yogaübung machen. Alle Elemente, die zu uns gehören, am Morgen zu begrüßen, das ist der erste Schritt zur Gelassenheit. Am Abend ist es definitiv, Dankbarkeiten und Erfolge aufzuschreiben, den Tag nochmal etwas Revue passieren zu lassen und sich einfach daran zu erfreuen, was an diesem Tag alles Großartiges passiert ist.
Es ist ja nicht nur der tägliche Stress, der uns quält oder plagt, es sind oft Kleinigkeiten, und vor allem Nichtigkeiten, die uns die Energie rauben. Wie können wir lernen, genau diese Kleinigkeiten nicht zu beachten und uns nicht darüber zu ärgern?
Simone: Da spreche ich manchmal vom Energiefass. Je leerer dein Energiefass ist, desto schwerer ist es, mit Kleinigkeiten umzugehen. Je voller es ist, desto weniger interessiert es dich, wenn eine irritierende Kleinigkeit auf dich zukommt. Das heißt, die Hauptaufgabe ist es, darauf zu achten, in der Energie zu sein. Das bedeutet gesunde Gewohnheiten, Ernährung, Bewegung, Entspannung, Achtsamkeit und Gelassenheit üben, damit das Energiefass auf einem gewissen Level ist und bleibt.
Wenn es doch so weit gekommen ist, dass ich an die Decke gegangen bin, kann das zwar passieren. Danach aber erstmal schauen, was jetzt gerade war. Warum hat irgendetwas nicht so funktioniert, wie ich das wollte. Was hat mich denn gerade so wütend gemacht, was hat mich aus der Bahn geworfen? Meist kommen wir dabei tatsächlich auf alte Strukturen zurück. Denn uns regen oft nur Dinge auf, die mit uns zu tun haben, weil wir sie vielleicht kennen oder weil wir schon einmal so behandelt worden sind. Das darf man anschauen und dann auch auflösen.
Es gibt den Menschen, die sich einfach über alles aufregen und beschweren, selbst, wenn es ihnen gut geht, und auch, wenn sie vielleicht ein volles Energiefass haben. Woran liegt das?
Simone: Das ist ein riesengroßes Feld, in dem wir von der Achtsamkeit in Richtung des Themas Gedanken und negative Gedanken, und wie man das Ganze unterbrechen kann, gehen. WOW, das ist ein extra Thema, glaube ich
Ja negative Gedanken unterbrechen ist unheimlich wichtig. Wie das ganz genau funktioniert, das lernen wir in unserer nächsten Podcast Folge. Danke Simone!
Simone: Darauf freue ich mich schon sehr.
Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, den Podcast „zu lesen“
Deine Simone
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