Glaubenssätze, alte Muster und Schatten – sie halten dich auf, blockieren dich, und es wird Zeit, diese zu erkennen und zu verändern
Die schriftliche Version des Podcast – den Podcast hören kannst du hier. Im Interview mit Gelena Stillmann.
Was ist da los?
Ich glaube, und das wird auch so sein, Glaubenssätze sind wichtiger als wir denken. Sie haben aber nichts mit dem religiösen Glauben zu tun? Was genau meinst du, Simone, wenn du von Glaubenssätzen sprichst?
Simone: Glaubenssätze sind alte Strukturen, die wir schon unser ganzes Leben mit uns herumschleppen. Gedanken, die wir immer schon hatten, und die wohl auch immer so bleiben, wenn ich mich nicht damit beschäftige.
Klassische Beispiele dafür sind: „Ich bin nicht gut genug, ich schaffe das nicht, oder ich bin eben nicht sportlich.“ Also Dinge, die man sich selbst das ganze Leben erzählt, die aber trotzdem noch lange nicht wahr sein müssen. Im Endeffekt sind sie nur ein Ergebnis aus Dingen, die wir vielleicht als Kind gelernt haben.
Apropos Kind, ich glaube, die Kinder machen es ganz richtig, gerade wenn es um positive Glaubenssätze geht. Wenn Kinder stark an etwas glauben oder ganz oft daran denken, dann wird es für sie zur Realität. In diesem Punkt sind sie uns voraus, oder?
Simone: Wie immer können wir von den Kindern lernen. Erst vor kurzem stand mein Sohn vor dem Spiegel, schaute sich an und rief: „Mami, ich bin so schön!“ Das muss ich jetzt den Damen in meinen Coachings erst wieder beibringen, dass es genauso ist. Ja, da können wir etwas lernen, und ja, das ist ein Glaubenssatz. Ich werde alles dafür tun, dass dieser Glaubenssatz bei ihm so bleibt, und sich nicht irgendwann verändert in: „Nimm dich nicht so wichtig, Eigenlob stinkt“ oder ähnliche Glaubenssätze.
Ja, wir Erwachsenen brauchen diese Glaubenssätze. Wir sollten uns auch vor den Spiegel stellen, am besten nackt und sagen, ich bin schön, oder?
Simone: Ja, und dabei würde ich versuchen, nicht direkt mit: „Ich bin schön!“ zu beginnen, wenn der eigentliche Glaubenssatz ist: „Ich bin hässlich“, sondern sich vielleicht erst einmal zu sagen: „Ich bin auf dem Weg, schön zu werden.“ Dieser Weg kann auch Prozesse beinhalten.
Warum verlieren wir denn, je älter wir werden, diese positiven Glaubenssätze?
Simone: Das beginnt schon früh, meistens in der Kindheit. Hier geht es aber keinesfalls um eine Schuldfrage, aber es ist einfach so, dass wir durch Schule und Elternhaus Dinge wie: „Sei bescheiden, Mädchen hört man nicht, sie sehen nur schön aus“ anerzogen bekommen Wir erleben solche Dinge, die sich dann verfestigen.
Ich habe dazu ein schönes Bild, und zwar das Bild eines großen dicken Eichenschrankes in einer Wohnung. In diesem werden die Glaubenssätze beginnend bereits im jungen Alter alle in eine Schublade gestopft. Dann sind sie dort drinnen, und wir glauben sie auch. Deswegen heißen sie ja Glaubenssätze. Und nun stellt sich die Frage: „Was machen wir mit dem Eichenschrank?“
Und was machen wir denn damit?
Simone: Ich schaue erst einmal, was ich denn damit machen will. Möchte ich genauso einen Schrank in meinem Leben haben, möchte ich, dass meine Wohnung so aussieht? Wenn dem so ist, muss man nichts ändern, denn vielleicht sind meine Glaubenssätze gar nicht so schlecht. Meist ist das allerdings nicht der Fall, denn es ist eher so, dass wir diesen riesengroßen Eichenschrank, den wir vielleicht von den Urgroßeltern geerbt haben, eigentlich gar nicht mehr haben möchten. Dann muss ich überlegen, wie gehe ich damit um.
Ich kann sagen, was die meisten Menschen machen: Sie ignorieren ihn. Es klingt komisch, aber es ist tatsächlich so, er wird einfach ignoriert. Die zweite Möglichkeit ist, dass die Menschen wütend werden, immer wenn sie ihn sehen und versuchen, ihn aus dem Fenster zu werfen. Ich glaube, es ist offensichtlich, dass ein riesengroßer Eichenschrank nicht einfach aus dem Fenster zu werfen ist. Daher werden sie bald aufgeben und wieder zu Punkt 1 zurückkommen und ihn ignorieren.
Und er wird dadurch aber größer und größer.
Simone: Ja, und dann kommt vielleicht noch ein Regal dazu, und er füllt sich mit der Zeit immer mehr mit Glaubenssätzen wie: „Ich schaffe das ja doch nicht!“ Je häufiger ich versucht habe, ihn aus dem Fenster zu werfen, desto mehr kommt dazu.
Also was können wir machen? In erster Linie können wir uns fragen: „Wie soll denn meine Wohnung, also mein Leben, aussehen? Was würde ich denn gerne anstelle dieses riesengroßen Schrankes haben? Vielleicht ein lustiges weißes Regal?
Welche Glaubenssätze möchte ich glauben, zum Beispiel vor dem Spiegel: „Ich bin schön, ich bin wertvoll, ich kann alles lernen, ich bin gut genug, dies zu schaffen…“ Es können aber auch neue Glaubenssätze sein, die wir gerne glauben würden. Das heißt, wir müssen uns erst Gedanken darüber machen, was wir eigentlich wollen.
Jetzt steht der Eichenschrank aber immer noch da. Das heißt, wir müssen wirklich zu einer Schublade hingehen und nachschauen, was sich genau darin befindet. Wenn es beispielsweise der Glaubenssatz „Ich schaffe das nicht“ ist, kann man sich fragen, woher er eigentlich kommt. Habe ich das vielleicht früher schon oft gehört, vielleicht in der Schule von einem Lehrer?
Dann kann ich mich entscheiden, dass ich diesen alten Gedanken nicht mehr brauche, kann eine Schublade herausnehmen und dann nur diese aus dem Fenster werfen. So können wir sukzessive die alten Glaubenssätze abbauen.
Passieren diese Glaubenssätze denn nur im Kopf oder sollte man sie sich zur Visualisierung in Form eines Post-Its oder einer Zeichnung einfach an die Tür kleben?
Simone: Nachdem diese neuen Glaubenssätze, man kann sie auch positive Affirmationen nennen, sehr wichtig für uns sind, macht alles Sinn, was uns hilft sie besser zu verankern. Das können Fotos, Post-it Notizen am Spiegel oder andere visuelle Elemente oder ein Tagebuch sein. Falls du gerne Dinge hörst, kannst du Affirmationen auch aufnehmen, also zum Beispiel aufs Handy oder auf ein Diktiergerät, und sie dir öfter anhören.
Aber egal was du tust, das Wichtigste ist die ständige Wiederholung, und dass du diese alten Glaubenssätze unterbewusst durch die neuen ersetzt. Das heißt, dass du sie immer wieder hinterfragst. Kommt der Gedanke: „Ich schaffe das nicht“, erinnerst du dich dann an deinen Schrank, und dass du diese Schublade doch eigentlich schon geleert hast. Und du sagst dir, ich kann alles lernen.
Was wären denn z.B. gute, einfache Glaubenssätze gerade für den Anfang, für den Alltag?
Simone: „Ich bin gut so wie ich bin“, das ist nicht so extrem wie: „Ich bin wertvoll“, denn meist hat dieser Satz mit dem Unterbewusstsein noch ein kleines Problem. Besonders wenn dein Ursprungsglaubenssatz „Ich bin absolut nicht gut genug“ ist, kann die Distanz vom alten zum neuen einfach zu groß sein.
Ein schöner Glaubenssatz oder eine schöne Affirmation könnte zum Beispiel sein: „Ich gebe immer mein Bestes.“ Wir neigen dazu, eher das zu sehen, was wir nicht können, als das, was wir schaffen.
Wichtig dabei ist auch, sich immer wieder Unterstützung zu holen, gerade – wenn ich wieder zu dem Bild des Eichenschranks zurückkomme – den würden wir auch nicht unbedingt allein abbauen.
Es macht also Sinn, dass man ein unterstützendes Umfeld hat, wenn man solche Themen angeht. Es wäre nicht schlecht, einen Helfer oder vielleicht auch eine Art „Innenarchitekten“ dabei zu haben, der mit dir ein Brainstorming macht, wie die Wohnung eigentlich aussehen soll. Ein Visionär, der auch anpacken kann, und der da ist, wenn es einmal nicht so gut funktioniert, und dabei vielleicht sehr alte Themen wieder hochkommen.
Ich glaube, gerade im stressigen Alltag, den viele von uns haben, ist es auch wichtig, einen Glaubenssatz zu haben, der lautet: „Das ist OK.“
Simone: Es ist alles okay, so wie es ist. Wenn unvorhergesehene Dinge passieren in unserem Alltag, und wir wieder einmal straucheln und sagen: „Oh Gott, warum passiert das wieder nur mir?“ wäre es besser, es so anzugehen: „Es ist OK, ich weiß zwar noch nicht, was der Sinn dahinter ist, aber es ist jetzt erstmal OK, so wie es ist.“
Wir können Dinge erst einmal annehmen, denn, wenn wir sie nicht annehmen, sind wir im Widerstand, und das bedeutet, der Eichenschrank bleibt da stehen, wo er ist, und das wollen wir langfristig nicht.
Was ist denn eigentlich alles ok? Gibt es da eine Grenze, oder soll man wirklich zu allem sagen, gut, das ist jetzt okay, und ich kann oder muss damit leben, ich kann es sowieso nicht ändern?
Simone: Es gibt diesen wunderbaren Spruch „Love it, change it or leave it“, und ich glaube, damit ist alles gesagt. Wenn wir Dinge ändern können, dann ändern wir sie. Wenn wir sie nicht ändern können, dann darf ich sie auch erst einmal annehmen. Etwas nicht ändern zu können in dem Moment, heißt nicht, dass es auch in Zukunft nicht möglich sein wird. Es heißt nur, dass ich es momentan nicht ändern kann.
Da sind wir aber schon bei einem wunden Punkt der Veränderungen, denn es kommt sehr oft der Glaubenssatz heraus „Das kann ich auch im Urlaub, übermorgen oder wenn ich in Rente bin, machen.“ Morgen ist auch noch ein Tag, kann also auch ein schlechter Glaubenssatz sein, denn damit verschieben wir meist Dinge, die für uns in dem Moment aber wichtig wären.
Ein Glaubenssatz wäre zum Beispiel: „Ich tue Dinge jetzt und verschiebe sie nicht auf morgen.“ Ich glaube, das ist ein unheimlich wichtiges Thema, oder?
Simone: Absolut, denn damit sind wir schon mittendrin in der Aufschieberitis.
Ja, und das ist auch unser nächstes Thema in unserer nächsten Podcast Folge. Ja, die Aufschieberitis, danke Simone.
Simone: Und die verschieben wir auf morgen.
Ja, einschalten und reinhören. Vielen Dank Simone!
Simone: Danke dir.
Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, den Podcast „zu lesen“
Deine Simone
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