Gibt es die perfekte Partnerschaft, also kann dies ein Lebensziel sein oder ist es doch nur eine endlose Sackgasse?
Wir sehen ihn im Fernsehen, in Filmen, im Kino, in Zeitschriften, in Gesprächen mit Freunden: Den perfekten Partner. Nicht der passende, wohlgemerkt, sondern der perfekte Partner.
Simone, warum wollen wir denn diesen einen perfekten Partner, obwohl wir eigentlich ganz genau wissen, dass wir selbst auch nicht perfekt sind?
Simone: Wir können ja trotzdem einen Partner haben, der perfekt ist. Das lenkt dann davon ab, dass wir selbst es nicht sind. Und im Prinzip wird uns das überall gezeigt. Alles muss perfekt sein. Die strahlende Partnerschaft, die glückliche Familie und alles, was nicht so gut ist, wird unter den Teppich gekehrt.
Aber so ist das ja nicht wirklich. Gibt es „perfekt“ überhaupt? Wenn wir schon selbst wissen, dass wir nicht perfekt sind, wie soll es denn dann der Partner sein? Aber du hast etwas Schönes gesagt: „Was ist denn mit dem Wort „passend?“ Könnte „perfekt und „passend“ vielleicht doch dasselbe sein? Vielleicht sollten wir uns das Wort „perfekt“ einfach noch einmal etwas genauer anschauen, oder?
Ja, gerne.
Simone: Was bedeutet denn nun der perfekte Partner? Ich glaube, wenn wir zehn Menschen befragen, bekommen wir zehn Antworten. Für die einen ist es das perfekte Aussehen, für die anderen das perfekte Verhalten.
r muss ein Gentleman sein, oder er muss total aktiv sein. Eine wesentliche Rolle spielt hier immer die eigene Vorstellung, wie etwas zu sein hat. Und da fängt es schon an, ein bisschen schwierig zu werden, denn wir wissen ja gar nicht, ob dieser Mensch den Erwartungen dann auch standhalten kann. Meist ist das nicht der Fall. Das heißt, wir dürfen uns schon fragen, was für Erwartungen haben wir eigentlich.
Ja, und vor allem welche Ansprüche. Es gibt nämlich immer mehr Singles, immer mehr Suchende, immer mehr, die auch suchend bleiben. Sind daher unsere Ansprüche einfach zu hoch? Oder gibt es vielleicht zu wenig Auswahl? Oder liegt es an uns selbst, wenn wir nicht den perfekten Partner finden?
Simone: Es ist schon genug Auswahl vorhanden, habe ich zumindest den Eindruck. Menschen gibt es, glaube ich, genug auf der Welt. Die Frage ist, ob wir überhaupt bereit sind, uns wirklich auf einen Menschen einzulassen.
Wir sind so beschäftigt mit unserem eigenen Leben, dass wir durch diese „Wischgesellschaft“, wie ich sie manchmal nenne, sehr schnell alles ausklammern, was uns nicht perfekt erscheint. Statt demjenigen überhaupt eine Chance zu geben, vielleicht auf den zweiten Blick, total interessant zu sein. Denn wir wissen eigentlich auch, dass, wenn wir jemandem begegnen und denken: Er gefällt mir eigentlich nicht so und ist auch nicht der Traummann oder die Traumfrau. Aber man verbringt trotzdem Zeit miteinander, und es dann sein kann, dass er immer lustiger und spannender wird. Diese Chance zu ergreifen ist online relativ schwer, wenn wir einmal ein Bild weggewischt haben.
Ja, ich glaube, dass viele zu einem Treffen gehen – wenn es überhaupt zu einem ersten Date kommt und man nicht nach links gewischt hat – mit dem Gedanken: „Okay, das passt jetzt nicht an ihm oder ihr.“ Oder auch „Das möchte ich nicht!“, anstatt eher zu überlegen: „Das finde ich aber großartig oder super!“ Man versucht nicht, die negativen Punkte erstmal auszublenden. Woran liegt das?
Simone: Wir haben gelernt, eine innerliche Checkliste anzulegen, was derjenige haben muss und was nicht. Mit dieser Checkliste im Gepäck – ich glaube, manche haben sie sogar wirklich dabei, entweder im Kopf oder in Papierform – gehen sie zu einem Date und stellen fest, dass es absolut nicht funktioniert.
Das heißt, es wird der Fokus auf die negativen Erwartungen gelegt, auf das, was eventuell schlecht sein könnte, anstatt zu sagen: „Ich gehe zu einem Treffen, lerne einen neuen Menschen kennen und freue mich daran. Denn es könnte auch sein, dass ich vielleicht nicht meinen Traumpartner für die nächsten 30 Jahre finde, aber einen guten Freund.“ Und das geht aber nur, wenn ich offen in diese Begegnung gehe.
Es gibt ja auch Menschen, die suchen nach Perfektionismus. Die einen in der Optik, die anderen nach dem perfekten Match, was den Charakter betrifft. Welche Gemeinsamkeiten gibt es hier? Beide werden ja in den meisten Fällen nicht fündig. Oder wie siehst du das?
Simone: Ich glaube, die Gemeinsamkeit ist, dass sie wahrscheinlich im Außen etwas suchen, was sie im Inneren noch nicht gefunden haben. Das ist wahrscheinlich der wichtigste Punkt daran, im Außen etwas zu suchen, was ich eigentlich zuerst in meinem Inneren suchen darf.
Oftmals ist es auch so, dass ich höre, der Partner oder die Partnerin, die macht mich komplett, die macht mich vollkommen, die macht mich glücklich. Aber das ist überhaupt nicht die Aufgabe eines Partners. Die Aufgabe ist einfach da zu sein und dass man zusammen eine schöne Zeit hat. Zwei unterschiedliche Menschen, die sich gemeinsam dafür entscheiden, ihre Zeit miteinander zu verbringen. Aber es ist nicht die Aufgabe, den anderen glücklich zu machen, sondern da darf ich schauen: „Kann es sein, dass ich im Außen einer Karotte hinterherrenne, nur weil ich sie vielleicht im Inneren noch nicht gefunden habe?“
Na gut, dass der Partner einen unglücklichen Menschen nicht glücklich machen soll, das ist klar, aber es können beide an sich glücklich sein, und dann sind sie eben zusammen glücklich. Das ist auch schön. Aber ich glaube, es geht darum, den perfekten Partner erst gar nicht finden zu können, oder?
Simone: Genau, es geht darum, dass wir nicht denjenigen suchen, der uns wirklich glücklich macht, sondern dass wir uns gemeinsam jeden Tag füreinander entscheiden und damit natürlich glücklicher werden.
Aber das ist eine komplett andere Herangehensweise, als wenn ich jemanden suche, weil der Platz an meiner Seite frei ist, und ich mich leer fühle. Oder aber, weil ich mich selbst schon glücklich fühle und mit dem anderen sogar noch glücklicher bin, da es Freude macht, das Glück zu teilen.
Und das ist eigentlich das, worum es geht, dass wir uns immer wieder füreinander entscheiden, wenn wir schon in einer Partnerschaft sind. Wenn wir noch nicht in einer Partnerschaft sind, einfach den Leuten eine Chance geben und zu sagen: „Hey, du musst nicht perfekt sein. Lass uns doch mal gemeinsam entdecken und auf eine Entdeckungsreise gehen!“ Denn der Charakter wird sowieso nie gleichbleiben, und es wird sich immer irgendetwas ändern. Das Leben verändert sich, und somit tun wir Menschen das auch permanent. Also können wir den anderen auch immer wieder neu entdecken.
Und warum ist gerade ein neuer, möglicher Partner am Anfang nie perfekt?
Simone: Weil wir wahrscheinlich in unseren Gedanken bereits Ansprüche haben, was alles nicht funktioniert. Wenn wir so in die Welt schauen, dann höre ich sehr häufig: „Die Luft wird immer dünner.“ Das heißt, die Menschen wissen ziemlich genau, was sie nicht haben wollen. Und ja, das Gesetz der Anziehung wirkt auch hier: Wenn ich genau weiß, was ich nicht haben möchte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich genau das anziehe, relativ hoch.
Je mehr ich mich wehre, desto mehr wird es subtil einfach durch die Hintertür kommen. Das werden wir am Anfang vielleicht noch nicht genau wissen, sondern das wird sich erst nach ein paar Wochen zeigen. Dann heißt es wieder: „Aber der passt halt dann doch nicht so perfekt zu mir.“
Ja, viele Paare, die schon seit sehr vielen Jahren zusammen sind, sprechen immer wieder von Kompromissen, von an etwas arbeiten. Ist das vielleicht so, dass man, wenn beide überhaupt an etwas arbeiten wollen, sich dann den Partner und die Beziehung perfekt erschaffen kann durch diese Arbeit?
Simone: Ich glaube schon, dass es möglich ist, eine Beziehung zu erschaffen, die sich für beide perfekt anfühlt, wobei ich kein Fan des Wortes „perfekt‘ bin, aber dass die beiden Menschen einfach glücklich miteinander sind, ob wir das nun „arbeiten“ nennen oder nicht. Aber natürlich bedarf es auch manchmal der Bereitschaft für Kompromisse.
Es gibt die Sprüche „Gegensätze ziehen sich an“ und „Gleich und Gleich gesellt sich gern“. Da gibt es keine Regel. Gleich und gleich kann sowohl bedeuten, dass es sich wunderbar anfühlt oder aber, dass es todlangweilig wird. Sich anziehende Gegensätze können entweder total spannend sein und gleichzeitig auch das Potenzial für sehr viele Konflikte haben.
Auch hier kann ein Paar gemeinsam wachsen, und das ist genau das, was vielleicht die Sache noch nicht perfekt macht, aber dass es sich gemeinsam einspielt und immer wieder durch Kommunikation – nein, ohne die geht es nicht – einen Weg findet, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die manchmal eben doch aufkommen.
Ich denke, ein Erfolgsrezept für eine glückliche, funktionierende und vor allem langanhaltende Partnerschaft ist es, bewusst jeden Tag eine Entscheidung zu treffen, oder?
Simone: Ja, ich liebe diesen Gedanken, jeden Tag erneut eine Entscheidung zu treffen für denjenigen und für die Beziehung, die man gemeinsam führt. Ich habe überlegt, ob es nicht sinnvoll wäre, ein Happy Honeymoon Date zu machen. Jeder weiß, dass die Honeymoon-Phase nicht allzu lange andauert. Wenn man geheiratet hat, vergehen die Wochen, und irgendwann wird aus der Honeymoon-Phase der Alltag.
Aber man kann sich dieses Gefühl immer wieder neu in die Beziehung holen, indem man sagt, wir machen einfach alle zwei Wochen ein Happy Honeymoon Date. Dann entdecken wir uns neu, unternehmen etwas gemeinsam, vielleicht etwas, was wir noch nie gemacht haben.
Ich fand es sehr interessant, dass man das mit Sicht mit der rosaroten Brille, die man am Anfang trägt, vergleichen kann. Jeder kennt dieses Verliebtsein am Anfang. Wenn man die Checkliste eingepackt hat und gesagt hat: „Okay, das passt!“, gibt es diese rosarote Brille. Alles ist wunderbar, ich bin total verliebt. Das Lustige ist, wenn wir sie irgendwann einmal abnehmen, ist es dann nicht so, dass wir gar keine aufhätten. Alle haben wir unsere Brillen. Unsere eigene Weltsicht ist immer durch unsere eigene Brille, und wir dürfen uns immer und immer wieder daran erinnern, dass der andere auch eine hat.
Und dann zu sagen: „Ich nehme heute meine Brille ab und schau, wie siehst du eigentlich die Situation?“ Manchmal kann es sehr überraschend sein, dass der andere die gleiche Situation komplett anders sieht. Und auch das kann spannend sein für eine Beziehung, natürlich, wenn man es in einer offenen und wertschätzenden Kommunikation schafft.
Wahrscheinlich ist es gerade in einer Partnerschaft wichtig, motiviert zu sein und zu bleiben, beständig an der Kommunikation und an anderen Dingen zu arbeiten. Was es grundsätzlich mit der Motivation im Alltag auf sich hat, und was man tun kann, sie aufrecht zu halten, das gibt es in unserer nächsten Podcast-Folge.
Simone: Ja, dann gehen wir mal motiviert voran.
Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, den Podcast “zu lesen”
Deine Simone
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