Begriffe wie Achtsamkeit und Gelassenheit hören wir permanent, aber wie setzt du das im Alltag wirklich um?
Die schriftliche Version des Podcast – den Podcast hören kannst du hier. Im Interview mit Gelena Stillmann.
Was ist da los – was ist das Gelassenheit?
Ich freue mich ganz besonders auf diese Folge: Achtsamkeit und Gelassenheit. Ich denke, das sind zwei Worte, die jeder von uns noch viel, viel mehr leben kann.
Simone: So sieht es aus. Achtsamkeit und Gelassenheit. Und ich will direkt starten. Achtsamkeit hört man sehr oft. Es ist fast so, dass manche schon genervt auf das Wort reagieren. Aber es ist eben sehr wichtig.
Was steckt in Gelassenheit drin? Da steckt doch das „Lassen“ drin. Vielleicht kann es ja auch damit zusammenhängen, dass man manche Sachen auch einmal lassen darf. Deswegen finde ich es so wichtig, dass wir eine Podcastfolge daraus machen.
Was bringt uns denn mehr Gelassenheit im Leben? Warum ist es wichtig, gelassen zu sein?
Simone: Viele haben wahrscheinlich gemerkt, dass unsere Zeit sehr schnelllebig ist:
• Stress im Job.
• Wir rennen von A nach B.
• Wir sind ständig erreichbar.
Daraus folgt natürlich, dass wir uns oft gestresst fühlen, dass es Frust gibt, und dass wir teilweise sogar aggressiv reagieren. Meist kriegen das die Menschen ab, denen wir eigentlich am wichtigsten sind. Da hilft es, wenn wir uns darum kümmern, gelassener mit solchen Situationen umzugehen.
Wir können den Stress im Außen nicht immer komplett abdrehen, aber wir können schauen, wie wir darauf reagieren. Dabei helfen Übungen für mehr Achtsamkeit und Gelassenheit, die man machen kann.
Wie sehen diese Übungen aus? Was muss man machen?
Simone: Zuerst möchte ich sagen: Ja, das kann jeder! Ich weiß das, weil ich selbst vor vielen Jahren noch diejenige war, die gesagt hat: „Oh Gott, so etwas kann ich nicht.“ Ich habe sofort damit verbunden, dass ich eine Stunde irgendwo stillsitzen muss, womöglich noch meditieren oder einfach gar nichts machen und mich nicht bewegen. Das ist es aber nicht.
Wir können zum Beispiel damit anfangen, dass wir einfach nur zehn Atemzüge nehmen, und die kann man wirklich überall machen: Einfach das Fenster öffnen und zehnmal tief einatmen. Allein das ist schon eine Achtsamkeitsübung. Wenn man die vielleicht viermal am Tag schafft, ist viel gewonnen.
Lange einatmen, noch länger ausatmen oder beides gleich lang? Wie funktioniert dieses richtige Atmen?
Simone: Also das Beste ist die sogenannte Belly Atmung, also die Bauchatmung. Das bedeutet ganz tief durch die Nase in den Bauch einzuatmen, sodass man richtig merkt, dass er etwas größer wird und dann genauso durch die Nase wieder ausatmen. Wenn wir Schnupfen haben, dann natürlich das Ganze durch den Mund. Wenn mit dem Mund eingeatmet wird, dann auch damit ausatmen, also die Übung immer mit dem gleichen Organ machen.
Und beides gleich lang?
Simone: Da sind die Ansichten unterschiedlich. Die einen sagen gleich lang, nach der sogenannten Viererregel: Bis vier zählen und langsam einatmen, und auf vier wieder langsam ausatmen. Andere meinen, besser wäre vier und sechs. Falls es nicht gleich lang ist, dann länger ausatmen als einatmen. Aber auch hier gilt: Tu das, was dir besser tut. Wenn du dich wohler fühlst, indem du länger ausatmest, dann tust du das. Denn du machst es für dich und nicht, weil irgendjemand gesagt hat, dass du so atmen musst.
Richtig atmen ist auch ein Teil der Meditation. Und man sagt ja, Meditation hilft, ein bisschen gelassener zu werden. Bist du ein Fan davon oder eher nicht?
Simone: Mittlerweile meditiere ich zweimal täglich circa 25 Minuten, denn ich bin ein großer Fan der Meditation. Allerdings war es ein langer Weg, und ich gebe zu, es war auch für mich am Anfang nicht einfach.
Aber man kann ganz klein anfangen, z.B. mit Apps, mit denen man drei Minuten Meditationen machen kann. Es gibt auch die Möglichkeit, einfach nur eine Minute lang zu sitzen und einen sogenannten Body Scan zu machen. Das bedeutet, ich gehe in Gedanken meinen Körper durch. Ich spüre meinen Kopf, meinen Bauch und so weiter. Auch das ist schon eine Form der Meditation.
Wenn es dir guttut, kannst du aus einer drei Minuten werden lassen und aus drei Minuten fünf. So habe ich mich langsam gesteigert. Es gibt unendlich viele Meditationen, um auszuprobieren, was zu dir passt. In Google oder auf YouTube kann man einfach „Meditation für Anfänger“, kurze Meditation, kurze Morgenmeditation eingeben.
Ist eine Männer- oder eine Frauenstimme besser, soll die Meditation geführt oder ungeführt sein? Ich habe selbst viele Meditationen eingesprochen, die man ausprobieren kann. Wichtig ist, sich nicht überfordern zu lassen.
Außerdem kann ich zwei kostenlose, wunderbare Apps mit kurzen Sequenzen empfehlen: 7Minds und Headspace. Es gibt nichts, was nicht geht. Einfach schauen, was guttut, denn darum geht es bei der Gelassenheit. Es soll ja keinen Stress hervorrufen.
Dann gehen wir über zur Achtsamkeit. Was bedeutet Achtsamkeit? In welchen Situationen im Alltag ist sie ganz besonders wichtig?
Simone: Bei der Achtsamkeit geht es darum, direkt im Moment zu sein. Das bedeutet, zu verstehen, was ich in diesem Moment gerade tue. Wir sind oft so beschäftigt, Dinge zeitgleich machen. Im sogenannten Multitasking können wir sogar drei Sachen gleichzeitig erledigen, sind dagegen nicht gut darin, innezuhalten und zu sagen: „Okay, wenn ich esse, dann esse ich“.
Allein das ist schon Achtsamkeit, wenn ich mich beim Essen nicht ablenken lasse, zum Beispiel durch das Handy oder andere Dinge. Wenn ich spazieren gehe, dann gehe ich spazieren und erledige dabei keine To Do Liste am Telefon.
Weiterhin geht es viel über den Atem und die Gedanken. Ein wichtiger Punkt dabei: Es geht nicht darum, die Gedanken ganz zu eliminieren. Ich weiß nicht, ob viele Leute das schaffen. Ich schaff es nicht, denn die Gedanken sind trotzdem da. Aber anzuerkennen, dass sie kommen und sie dann wieder ziehen zu lassen, auch das ist Achtsamkeit.
Was würde sich denn in unserem Leben ändern, wenn wir alle achtsamer wären?
Simone: Wir wären alle glücklicher. Glücklich und gelassen sein bedeutet auch bessere Beziehungen zu haben. Denn sehr häufig führt eine „Nicht-Gelassenheit“ dazu, dass wir zu unseren Liebsten wirklich nicht immer so fair sind, wie wir es gerne wären. Auch wenn wir alle ein bisschen mehr vor unserer eigenen Türe kehren würden, könnten wir unsere Beziehungen leichter führen.
Und gehört auch zur Achtsamkeit, die kleinen Dinge im Leben mehr zu schätzen?
Simone: Genau es gehört dazu, diese Dinge bewusst wahrzunehmen. Nehmen wir ein Beispiel: Du bist bei einem Konzert, das dir total gut gefällt. Schau dich um, wie viele Menschen in deinem direkten Umfeld gerade das Handy in der Hand haben und das Konzert aufnehmen oder fotografieren.
Bewusst im Moment sein bedeutet aber, ich schaue auf den Künstler, ich nehme die Musik wahr, und ich genieße diesen Augenblick. Das ist ein kleines Glück. Wie oft hören wir uns dann wirklich diese Mitschnitte vom Handy an? Aber dieses Erlebnis, dieser Moment, das ist Glück.
Es ist verrückt, dass wir alles einfach wieder neu lernen müssen, oder?
Simone: Ja, Kinder können das von allein und machen es einfach. Sie kommen gar nicht auf die Idee, irgendetwas Anderes zu machen.
Vielleicht noch ein kleiner Trick, weil ich oft höre: „Ja, Achtsamkeit, das mache ich immer im Urlaub.“
Eigentlich ist es genau andersherum, denn mit Achtsamkeit holen wir uns den Urlaub in den Alltag. Es spricht nichts dagegen, mir vorzustellen, während ich zehn Mal in den Bauch einatme, dass ich gerade auf einem schönen Berg, im Wald oder am Strand stehe. Das ist ein kleiner, aber feiner Trick, mit dem wir den Urlaub etwas in den Alltag holen können.
Du hast auch ein Achtsamkeitsbuch. Es ist eigentlich kein klassisches Buch, sondern eine interaktive Hilfe, oder?
Simone: Ja, es ist ein Arbeitsbuch, ohne dass es natürlich in Stress ausarten soll. Es geht darum, die kleinen Erfolge, das kleine Glück zu erkennen. Und zu sehen, wofür ich dankbar bin. Allein das hilft wieder, den Abend schön zu beenden oder den Morgen gut zu starten. Und damit sind wir auch wieder ein Stückchen gelassener.
Ja, spätestens jetzt gibt es eigentlich gar keine Ausreden mehr, nicht gelassen und nicht achtsam zu sein.
Simone: Wäre da nicht manchmal das schlechte Gewissen, wenn die Menschen sagen: „Ich würde gerne meditieren, aber ich kann das einfach nicht.“
Ja, und das ist auch das Thema unserer nächsten Podcastfolge: Schuld, Scham und schlechtes Gewissen. Super spannend! Vielen Dank, Simone
Simone: Ich freue mich darauf.
Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, den Podcast „zu lesen“
Deine Simone
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