Ausgebrannt sein, Burnout, wer betroffen ist, woran es liegt und was du tun kannst?
Die schriftliche Version des Podcast – den Podcast hören kannst du hier. Im Interview mit Gelena Stillmann.
Ich freue mich ganz besonders auf das heutige Thema, denn es ist so aktuell wie noch nie. Die Zahlen steigen, aber das Problem wird meist nicht wirklich an der Wurzel gepackt. Es geht um das Thema „Burnout“, das leider immer mehr Menschen betrifft.
Aber, bevor wir in die Tiefe gehen: Simone, was bedeutet der Begriff überhaupt?
Simone: An sich bedeutet Burnout, wie das Wort schon sagt, das Ausbrennen eines Menschen. Man hat keine Energie mehr, und es beginnen auch körperliche Symptome. Es ist eine absolute und akute Erschöpfung, die meist das Resultat von chronischem Stress ist. Dieser kann sowohl im Job als auch im Privatleben resultieren.
Ja, ich glaube, viele denken sich, mich wird das schon nicht treffen. Plötzlich ist es doch der Fall, denn es kann wirklich alle treffen, oder?
Simone: Richtig, es kann jeden Menschen betreffen. Dabei ist es egal, ob Hausfrau, Handwerker oder Manager in den hohen Etagen eines Unternehmens. Es geht nicht darum, welche Rolle man im Leben spielt, sondern was diese Rolle im Inneren auslöst.
Wie kommt es denn zu einem Burnout?
Simone: Im Prinzip gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten. Wir alle haben den Wunsch, ein wichtiger Teil der Gesellschaft zu sein. Daher wollen wir etwas geben, dafür aber auch Anerkennung erhalten. Wir wollen Sicherheit, meist auch monetäre Sicherheit. Das führt oft dazu, dass wir sehr viel leisten wollen.
Wir alle kennen das klassische Wort von der Leistungsgesellschaft. So sind wir auch dazu erzogen worden, alles immer besser machen zu wollen. Das führt früher oder später dazu, dass wir eben manchmal mehr tun, als gut für uns ist.
Also sollen wir die Dinge gelassener sehen, nicht alles auf einmal machen wollen oder was denkst du?
Simone: Ich glaube, es ist wichtig, dass sowohl die Menschheit als auch jeder Mensch für sich erstmal sieht, dass es so etwas wie Burnout gibt, das ernst nimmt und auch die einzelnen Phasen wahrnimmt.
Es beginnt alles mit einer gewissen Überforderung, da ich viele Dinge tue, vielleicht auch vieles gleichzeitig. Ich fühle mich überlastet, und das wäre der erste Punkt zu sagen, ich könnte ja eine Achtsamkeitsminute einlegen. Aber das passiert nicht, und so führt es zu Stress. Wenn wir aber Stress empfinden, muss alles noch schneller gehen. Dadurch wird er irgendwann chronisch, und es kommt zu einer absoluten Überlastung des Systems. Oftmals fangen wir dann auch an zu kompensieren, zum Beispiel mit Alkohol.
Die ersten Warnsignale durch Anzeichen des Körpers wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Kieferschmerzen ignorieren wir. Irgendwann verweigert sich der Körper völlig.
Dann ist es aber wirklich schon sehr weit gekommen. Ja, aber wie ist das, wenn man diese Warnsignale hat und sie vielleicht auch erkennt, was soll man dann machen?
Simone: Das Wichtigste ist es innezuhalten: „Stopp, mein Körper sagt mir gerade etwas! Habe ich das schon häufiger gehabt?“ Eigentlich ist das ein ganz einfaches Thema. Ich habe damals begonnen, ein Tagebuch zu führen, um festzustellen, wann ich eigentlich Kopfschmerzen habe.
Wir neigen dazu, den Grund für Beschwerden immer zuerst im Körper selbst zu suchen. Es ist aber
nicht unbedingt sinnvoll, einen Arzt nach dem anderen zu konsultieren.
Um auszuschließen, dass am Kopf selbst etwas ist, hilft es, ein Tagebuch zu führen, um zu schauen, womit stehen die Schmerzen denn in Verbindung. Wann habe ich Kopfschmerzen? Wann bin ich besonders müde? An welcher Situation tritt das auf? Daran kann man meist schon erkennen, ob die Ursache entweder im Job oder in einer Überlastung zu Hause liegt.
Ja, du sagst es. Früherkennung ist ein sehr wichtiges Thema, und so kann man einen Burnout im Vorfeld vielleicht verhindern, was aber die meisten nicht tun. Was sind denn typische Symptome bei einem wirklichen Burnout?
Simone: Die Hauptsymptome sind im Körper: Völlige Erschöpfung, Müdigkeit, Lustlosigkeit, Trägheit, aber auch Schmerzen, wie Kiefer-, Kopf- oder Magenschmerzen. Der Körper reagiert natürlich außerdem mit kreisenden Gedanken.
Damit meine ich aber nicht das klassische Gedankenkarussell, das wir kennen und das wir auch im Podcast schon besprochen haben, sondern ich spreche wirklich von diesen Gedanken, die absolut nicht mehr aufhören möchten, mündend in einer kompletten Überforderung und Überlastung.
Das kann so weit gehen, dass auch die Leistung im Job abnimmt, was wir aber meist nicht sofort merken. Da entsteht dann ein gewisser Zynismus gegenüber der Arbeit. Also eine Distanz, die auch schon nicht mehr gesund ist. Das sind alles Zeichen, dass der Burnout auf jeden Fall schon sehr weit fortgeschritten ist, und es Zeit ist, sich wirklich Hilfe zu suchen.
Also selbst kann man sich nicht helfen?
Simone: Wenn es so weit ist, dass der Körper schon so stark reagiert, ist es sehr wichtig, sich Hilfe von außen zu suchen.
Wie lange dauert in der Regel ein Burnout, vor allem, wenn man sich dann Hilfe gesucht hat. Also braucht man eine Auszeit von einem halben Jahr, einem Jahr oder wie sieht das aus?
Simone: Das ist so individuell wie der Mensch an sich. Ich habe schon Menschen erlebt, die es nach einer vierwöchigen Auszeit geschafft haben, was ich aber selten ist. Bei mir selbst dauerte es von der Diagnose bis zur Heilung mehr als zwei Jahre. Das heißt nicht, dass es bei jedem so sein muss, aber es dauert auf jeden Fall seine Zeit, und es ist wichtig, an die Ursachen zu gehen.
Das wiederum bedeutet, genau zu schauen, woher kommen meine Themen, woher mein Leistungsdruck? Habe ich ein Anerkennungsthema und warum ist das so? Dazu gehört, sich mit alten Strukturen, mit der Kindheit, mit Glaubenssätzen zu beschäftigen. Alles das sind Dinge, die eigentlich wirklich zum Burnout geführt haben.
Und wahrscheinlich muss man in der Folge, am besten eigentlich schon vorher, seinen Lebensstil ändern?
Ja, das machen wir entweder aus dem Schmerz oder aus der Freude heraus. Ein Mensch, der einen absoluten Sinn in seinem Leben und eine Aufgabe hat, die ihn wirklich erfüllt, ist nicht so anfällig für ein Burnout wie jemand, der überhaupt nicht weiß, warum er hier ist.
Ja, Regeneration und Organisation sind dabei wichtige Themen.
Simone: Genau, wir sollten das Leben von zwei Seiten noch einmal anschauen. Die unbewusste Seite, also wo komme ich her, wo möchte ich hin und was hält mich auf dem Weg auf?
Aber auch die bewusste Seite, also wie regle ich meinen Alltag, wie kann ich gesunde Gewohnheiten in mein Leben einbauen? Wie ist meine Morgenroutine? Schaffe ich es, auf meine Pausen zu achten? Arbeite ich nur auf den Urlaub hin, oder schaffe ich es auch, den Urlaub ab und zu in den Alltag zu einzubauen? Das alles gehört dazu zur Prävention.
Wie sieht denn deiner Meinung nach ein perfekter Alltag aus? Vielleicht kannst du ihn vom Morgen bis zum Abend beschreiben, um erst gar nicht in die Spirale des Burnouts zu kommen?
Simone: Ich glaube, der wichtigste Punkt dabei ist es, zu wissen, warum man hier ist. Wenn ich etwas habe, was mir Freude macht, bin ich schon am Morgen in der vollen Energie. Das ist nicht leicht und bedeutet auch nicht, dass man das von einem Tag auf den anderen schaffen kann. Aber wir können zumindest beginnen, darüber nachzudenken, was möchte ich langfristig vom Leben?
Angenommen, selbst wenn wir das nicht haben, dann beginnt ein guter Tag immer mit einer guten Morgenroutine. Das bedeutet eine Achtsamkeitsminute oder einfach nur auch eine kleine Meditation.
Anschließend, wenn möglich, kommt danach eine Runde Sport. Wer keinen Sport machen kann, morgens um vier, darf auch nur zehn Kniebeugen machen. Das bedeutet einfach: “Guten Morgen, lieber Geist und lieber Körper.“ Weiterhin ist es essenziell, über den Tag hinweg immer wieder kleine Pausen einzulegen, und beispielsweise nicht im Gehen zum nächsten Termin zu essen, sondern sich wirklich bewusst Zeit zu nehmen. Das gilt für die Ernährung als auch für die Entspannungsphasen.
Es müssen nicht drei Stunden sein, es reichen auch 20 Minuten der bewussten Pause. Am Abend wird der Tag positiv beendet, vielleicht noch mit einer Meditation, aber zumindest mit dem Aufschreiben der Dankbarkeiten oder einer kleinen Achtsamkeitsminute.
Ja, das klingt wirklich nach einem perfekten Tag, aber vielleicht eher am Wochenende? Aber das ist genau das Problem.
Simone: Genau, es ist einfach eine Frage des Übens. Natürlich kann man am Wochenende viel mehr machen, aber auch unter der Woche sind eine Minute Achtsamkeit und zehn Kniebeugen möglich, denn die dauern zusammen nicht länger als 90 Sekunden. Und diese Zeit hat ja wirklich jeder.
Ja, in der Theorie schon. Und in der Praxis nach diesem Podcast hoffentlich auch.
Man darf wahrscheinlich auch dabei nicht ganz so perfektionistisch veranlagt sein, denke ich, sondern muss die Dinge etwas lockerer nehmen.
Genau darüber sprechen wir in unserer nächsten Podcastfolge, in der geht um den Perfektionismus und inwiefern er angeboren ist.
Simone: Perfekt. Genauso machen wir das.
Ich hoffe es hat dir Spaß gemacht, den Podcast „zu lesen“
Deine Simone
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